Was macht die Verkehrswende in Tempelhof-Schöneberg? Der Jahresrückblick wirkt ernüchternd. Kleine Fortschritte und punktuelle Verbesserungen, aber der gordische Knoten wurde im Bezirk noch nicht durchschlagen.
Was macht dagegen der Aktivismus für die Verkehrswende im Bezirk? Kurz: Der bleibt trotz Corona weiter kreativ und aktiv. Was wir genau gemacht haben, das erfährst Du in diesem Beitrag.
Blicken wir auf das vergangene Jahr zurück, so lässt sich sagen: Corona hat uns nicht ausgebremst, vielmehr haben wir neue Aktionsformen gefunden und sind faktisch öfter auf den Straßen gewesen als in den Jahren zuvor. Und das ist auch bitter nötig. Nachdem am im März die Straßen in der Stadt faktisch leer waren, so sind in der Folgezeit immer mehr Menschen für ihre Alltagswege auf das Fahrrad umgestiegen und drängelten sich auf die viel zu wenigen und viel zu schmalen Radwege.
Aus diesem Grund drängten wir weiterhin auf ein gutes und sicheres Netz an Fahrradstraßen und -wegen. Sie ermöglichen sicheres und entspanntes Radfahren und sorgen gleichzeitig für mehr Lebensqualität in den Kiezen. Dafür besuchten wir die Sitzungen des Verkehrsausschusses und berieten die Bezirkspolitik zu Radverkehrsthemen. Neben dieser trockenen, aber notwendigen Gremienarbeit ging es aber auch darum, für einen besseren Bezirk auf der Straße zu werben und vor Ort die nötigen Netze zu knüpfen.
Unsere Aktion an der Langenscheidtbrücke ragte hier heraus. In Kinder- und Jugendeinrichtungen wurden Holzräder bemalt, die dann während eines Kiezpickniks entlang der Brücke angebracht wurden. Damit verwandelten wir diese Brücke für vier Wochen eine Freiluftgalerie. Am Nachmittag des Picknicks wurde damit unsere Forderung Realität: eine autofreie Langenscheidtbrücke. Gemeinsam mit einer autofreien Monumentenbrücke entsteht so eine attraktive Ost-West-Radverbindung durch unseren Bezirk. Gleichzeitig wird der motorisierte Durchgangsverkehr aus dem Wohngebiet herausgehalten. Dadurch wird die bisherige Verkehrsschneise ein Begegnungsraum für die Nachbarschaft.
Sicheres Radfahren für die Kleinen – das war das Motto der Kidical Mass am 20.09.2020. Im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche konnten Kinder mit ihren Eltern die großen Straßen in Schöneberg erobern: den Sachsendamm, die Hauptstraße, die Bundesallee und auch die Yorckstraße waren nur für die Kleinen da. Denn Kinder und Jugendliche brauchen sichere Radwege und sichere Verbindungen am meisten.
Unser ältestes Projekt sind Radverkehrsanlagen für den Tempelhofer Damm. Auch 2020 hat der Umbau noch nicht stattgefunden. Weil wir allmählich die Geduld verlieren, demonstrieren wir hier inzwischen immer am ersten Dienstagmorgen im Monat um 8 Uhr. Und trotz dieser Uhrzeit sind immer wieder bis zu 70 Menschen da, die mit Nachdruck endlich gute und sichere Radwege entlang dieser Straße fordern.
Auch uns schränkt die Pandemie ein. Das betrifft nicht nur Straßenaktionen, sonderen auch Treffen vor Ort. Die sind vorerst nicht mehr möglich. Zweimal im Monat sehen wir uns dennoch online und planen die nächsten Aktionen mit Witz und Nachdruck. Wenn Du auch gute Ideen hast und uns unterstützen möchtest, dann sei bei unserem Kennenlerntreffen im Februar 2021 dabei. (Den genauen Termin und die Form – voraussichtlich Videokonferenz – findest Du in Kürze in unserem Terminkalender.)