Zur Erinnerung: Am 23.01.2018 ereignete sich ein schrecklicher Unfall an der Kreuzung Kolonnenstraße/Hauptstraße, bei dem eine Radfahrerin durch einen rechtsabbiegenden Lastkraftwagen starb. Seitdem setzen wir uns für eine sichere Radinfrastruktur an dieser Stelle ein.
Nun ist es endlich vollbracht: Leitboys begrenzen sicher den Radfahrstreifen ab ca. 100 m vor dem Kreuzungsbereich. Sie verhindern, dass Autofahrende den Radfahrstreifen befahren, auf ihm zum Abbiegen warten oder gar ihre Fahrzeuge abstellen. Das macht die Kreuzung übersichtlicher und sicherer. Wir sagen daher danke an die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz für den guten Schritt.
Der Weg bis zu diesem guten Ende war leider alles andere als einfach:
- Nach immerhin nur 4 Wochen nach dem Unfall ließ die Senatverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz einen Radfahrstreifen rot markieren und ein Zeichen 237 (Radweg) aufstellen. Doch leider ignorierten viele Autofahrende die Markierung und Beschilderung einfach. Sie fuhren verbotswidrig über den Radfahrstreifen oder warteten auf ihm. Nicht selten wurde der Radfahrstreifen sogar als Ladezone missbraucht. Das führte schlussendlich zu genau der gleichen unübersichtlichen Verkehrssituation, die im Januar den schweren Unfall begünstigte.
- Wir schrieben Ende Februar an die Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz und forderten eine bauliche Trennung des Radfahrstreifens z. B. durch Poller.
- Die Senatorin antwortete nach 5 Wochen. Sie lehnte eine kurzfristige Lösung ab und verwies auf langfristige Planungen für die Kolonnenstraße insgesamt.
- Wir schrieben erneut an die Senatorin und wandten uns an Bezirks- und Landespolitiker. Außerdem verstärkten wir unsere Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
- Infolgedessen ordnete die Verkehrslenkung Berlin (VLB) im Juni erstmals an, den Radfahrstreifen baulich zu sichern. Ein Einspruch aus dem Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg verhinderte die Ausführung.
- Es folgte ein Hin und Her zwischen VLB und Bezirksamt mit insgesamt 3 Anordnungen der VLB. Die letzte Anordnung stammt vom Oktober 2018.
- Da der Bezirk Tempelhof-Schöneberg sich außer Stande sah, die letzte Anordnung selbst umzusetzen, bat er schließlich die Senatsverwaltung, die Leitboys aufzustellen, was nun am 30.10.2018 auf einer Länge von fast 100 m geschah.
Diese Lösung muss kein Einzelfall bleiben, im Gegenteil: Sie ist geeignet, an vielen Stellen in Berlin Radfahrstreifen baulich zu schützen. Dort, wo eine weiße durchgezogene Linie einen Radfahrstreifen abtrennt, kann nun mittels Leitboys oder mit einer Kombination aus Leitschwellen und Leitboys echter Schutz vor Falschparkern, Lieferfahrzeugen oder illegalem Befahren durch den motorisierten Verkehr geschaffen werden. Der Anordnungsprozess ist sogar durch Zuhilfenahme des Konstrukts „Verkehrsversuch für bis zu fünf Jahre“ erheblich vereinfacht worden. Seit August 2018 ein Rundschreiben mit Ausführungsplänen der Senatsverwaltung für geschützte Radverkehrsanlagen.
Wir sind hier gern behilflich, dieses neue Rundschreiben zur Anwendung von Protektionselementen schnell publik zu machen, so dass es keine Unkenntnis darüber mehr geben muss, wie am 30.10.2018 in einem Zitat der Stadträtin Heiß in der Berliner Morgenpost: „Für das Bezirksamt gibt es bisher keine Rechtsgrundlage dafür, Poller auf der Fahrbahn aufzustellen.“ Das stimmt nämlich glücklicherweise nicht.
Daher freuen wir uns, wenn nun schnellstmöglich an kritischen Stellen der Radverkehr durch Leitboys und andere bauliche Maßnahmen geschützt wird.