Presseinformation: Aufruf zu Demo „Radwege statt Parkplätze“ am Tempelhofer Damm

Berlin, 12. Mai 2017. Das Netzwerk Fahrradfreundliches Tempelhof-Schöneberg ruft auf zur Demonstration auf dem Tempelhofer Damm am Dienstag, den 16.05.2017 um 18 Uhr. Die Bürgerinitiative hat ein Konzept entwickelt, das die Umwidmung des Parkstreifens auf dem Tempelhofer Damm in einen geschützten Radstreifen vorsieht. Erstmalige Erhebungen zeigen, dass für sichere Radwege lediglich 2,5% der Kfz-Stellplätze im 500-Meter-Umkreis wegfallen würden. Die Initiative hat heute das Konzept an alle Fraktionen der BVV Tempelhof-Schöneberg übermittelt.

Am Tempelhofer Damm (TeDamm) klafft seit jeher eine große Lücke im Radwegenetz zwischen Alt-Tempelhof und Alt-Mariendorf – sichere, durchgängige und legale Umfahrungsmöglichkeiten gibt es nicht. Einzelhandel und öffentliche Einrichtungen sind für Radfahrer nur schwer erreichbar. Für die Errichtung sicherer Radverkehrsanlagen am TeDamm demonstriert das Netzwerk Fahrradfreundliches Tempelhof-Schöneberg (NFTS) am Dienstag, den 16. Mai um 18 Uhr an der Ecke Tempelhofer Damm / Alt-Tempelhof auf der Fahrbahn in Richtung Süden.

„Wir sind es leid, dass Radfahrer auf dem TeDamm ihr Leben riskieren oder kilometerlange Umwege fahren müssen,“ sagt Norbert Michalke vom Netzwerk Fahrradfreundliches Tempelhof-Schöneberg. „Außerdem sollten auch Ältere und Familien mit Kindern die Geschäfte sicher mit dem Rad erreichen können.“

Das Netzwerk Fahrradfreundliches Tempelhof-Schöneberg hat für den mit über 40.000 Kfz täglich sehr stark befahrenen Bereich zwischen Alt-Tempelhof und Ullsteinstraße ein Konzept ausgearbeitet: Die bisher zum zeitlich begrenzten Parken genutzte rechte Spur der Bundesstraße 96 (B96) soll in eine geschützte Radspur verwandelt werden. So stünden weiterhin zwei Fahrspuren pro Richtung für den Autoverkehr zur Verfügung. Der Kraftverkehr könnte somit konstanter fließen, da Radfahrer nicht mehr gezwungen wären, auf der Fahrbahn zwischen den Autos zu fahren. Ängstliche Radfahrer, die aus diesem Grund jetzt auf dem Bürgersteig fahren und dort womöglich Fußgänger gefährden, könnten dann die sichere Radspur nutzen. Dieses Konzept wurde heute den Bezirkspolitikern übermittelt.

Für diesen Radweg würden die Flächen von wenigen Parkplätzen genutzt werden. Der Wegfall von Parkplätzen ist verkraftbar. Die Initiative hat ermittelt, dass die Parkplätze auf dem TeDamm nur 2,5% des Gesamtangebots an Parkraum für Kraftfahrzeuge im 500-Meter-Umkreis ausmachen (209 von über 8.300 Kfz-Stellplätzen). Auch Fahrgästen von Bus und Bahn mutet man 300 bis 500 Meter zur nächsten Haltestelle zu.

Die mit Parkscheibe zu nutzenden Parkstreifen am TeDamm zwischen Albrechtstr. und Friedrich-Karl-Str. / Ordensmeisterstr. werden zu 71% ordnungswidrig beparkt, 63% der Parkenden nutzten keine Parkscheibe oder haben sie falsch eingestellt. Die Hälfte der Fahrzeuge parkte länger als die zugelassenen zwei Stunden. Das zeigte eine eine Erhebung der Initiative im Winter 2017.

„Soziale Gerechtigkeit heißt, die Mehrheit der Verkehrsteilnehmer nicht zugunsten einer kleinen Minderheit zu benachteiligen”, sagte Gaia Reiner von der Initiative. “Politische Verantwortung kann hier nur heißen, sich für die Sicherheit von Radfahrenden statt für eine illegal parkende, kleine Minderheit einzusetzen”.

Parkplätze gibt es tatsächlich an der Einkaufsstraße genug. Auf dem Tempelhofer Damm selbst gibt es zwar relativ wenige, zeitlich begrenzte Stellplätze, doch sind mehrere große Parkhäuser in diesem Bereich die meiste Zeit nicht mal zur Hälfte ausgelastet (Tedamm Center, Hafencenter, Karstadt-Parkhaus). Auch dem schwächelnden Einzelhandel am Tempelhofer Damm könnte die Radspur sogar helfen: In anderen Städten konnten nach einer Verbesserung der Radinfrastruktur die Händler deutlich höhere Umsätze erzielen.

Die vorgeschlagene Maßnahme ist kostengünstig, da fast keine Bauarbeiten nötig sind. Auf dem größten Teil der neuen Radspur sind lediglich Markierungsarbeiten und Poller notwendig. Zur Bekräftigung der Forderung wird bei der Demonstration symbolisch ein roter Teppich ausgerollt, um damit die geschützte Radspur darzustellen. Die Demonstration ist angemeldet, es werden etwa 100 Personen erwartet.

Über das Netzwerk Fahrradfreundliches Tempelhof-Schöneberg

Das Netzwerk Fahrradfreundliches Tempelhof-Schöneberg wurde von Unterstützern des Volksentscheid Fahrrads und ADFC-Mitgliedern aus dem Bezirk am 25.04.2017 gegründet und umfasst Aktive verschiedener Initiativen und Verbände. Sie wollen die Umsetzung des z. Zt. verhandelten RadGesetzes (MobilitätsGesetz III) auf Bezirksebene voranbringen und fordern eine angemessene Qualität von Fahrradinfrastruktur – gut gemeinte Verschlimmbesserungen gibt es in Berlin bereits genug.

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