Das fragen sich Viele, aber die Antwort ist leider nicht sehr erfreulich: es wird noch lange dauern. Allerdings sind erste zaghafte Schritte gemacht.
Schon im Frühjahr 2017 hatten ja Aktive des Volksentscheid Fahrrad und der adfc-Stadtteilgruppe angefangen, ein Konzept für eine Radspur auf dem Tempelhofer Damm zu erarbeiten. Die gute Zusammenarbeit führte dann übrigens zur Gründung des Netzwerkes Fahrradfreundliches Tempelhof-Schöneberg.
Jedenfalls sollte der Parkstreifen entfallen und stattdessen eine geschützte Radspur angelegt werden. Mit Hilfe eines von über 2000 Bürgern unterschriebenen Einwohnerantrages brachten wir unser Vorhaben in die Bezirkspolitik. Im September 2017 beschloss dann die Bezirksverordnetenversammlung, die Radspur im Rahmen eines Verkehrsversuches umzusetzen.
Die grüne Stadträtin Christiane Heiss tat leider erst mal gar nichts. Man habe kein Personal dafür, hieß es. Das ist aber auch kein Wunder, denn die zwei offenen Radplanerstellen im Bezirk sind noch immer unbesetzt. Ersthaft gesucht wird aber offenbar nicht, denn ausgeschrieben sind die Stellen auf der Webseite des Bezirksamtes nicht.
Insgesamt entstand so leider der Eindruck, dass der Bezirk diese eigentlich recht simple Maßnahme, die ohne grössere Bauarbeiten umzusetzen wäre, keinesfalls aus eigener Kraft stemmen kann. Unser Bemühen, das Projekt dem etwas leistungsstärkeren Verkehrs-Senat mit der neugegründeten Infravelo-Planungsgesellschaft zu übertragen, hatte aber leider keinen Erfolg. Staatssekretär Kirchner beschied, dass dort keine Kapazitäten frei seien.
Im Juni 2018 beauftrage Stadträtin Heiss dann endlich ein externes Planungsbüro mit der Konzeption des von der SPD-Fraktion geforderten Beteiligungsverfahrens. Hierbei sollen Anwohner und Gewerbetreibende über die Planung informiert und einbezogen werden. Eine erste Veranstaltung zur Bürgerbeteiligung ist nun am 22. August um 18 Uhr in der Zollgarage im Flughafen Tempelhof geplant.
Die Verkehrsplanung übernimmt aber ein anderes Büro, das in Kürze beauftragt werden soll. Wegen der hohen bürokratischen Hürden muss hier leider mit einer Planungszeit von zwei(!) Jahren gerechnet werden, so dass mit etwas Glück Mitte 2020 endlich die Umsetzung beginnen kann. So lange bleibt der Tempelhofer Damm für Radfahrende lebensgefährlich.
Im Vergleich mit der Umsetzungsgeschwindigkeit in anderen Ländern kann man über die Berliner Verwaltung immer nur den Kopf schütteln. Allein, es hilft nichts, dit is Berlin.
Allerdings gibt es parallel dazu noch ein anderes interessantes Projekt am Tempelhofer Damm: Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler möchte hier ein Pilotprojekt zur Belieferung der Geschäfte mit Lastenrädern durchführen. Mit im Boot ist die Unternehmerinitiative Tempelhofer Damm sowie der Logistikdienstleister DB Schenker.
Das neue Verkehrskonzept beinhaltet die Einrichtung eines provisorischen Fahrradstreifens und von Logistik-Hub-Standorten im näheren Umfeld, wo Waren gelagert und umgeladen werden können. Derzeit wird allerdings noch nach einem Standort für den Micro-Hub gesucht.
Frau Schöttler hat angekündigt, dass das Pilotprojekt zwischen Alt-Tempelhof und dem Tempelhofer Hafen definitiv noch in diesem Jahr starten soll.
Wir sind sehr gespannt.